Erzähl mir deine Geschichte!

Storytelling im Social Media und Online-Marketing – Posten mit Hintergedanken

Millionen Menschen, Millionen Geschichten

Storytelling. Ein Begriff, der uns bereits öfter um die Ohren flog, aber was bedeutet er eigentlich? Ein Marketinginstrument, das in der heutigen Medienwelt nicht mehr wegzudenken ist. Aber warum eigentlich? Was dahinter steckt und wie auch Ihr euren dramaturgischen Faden in den sozialen Netzwerken sinnvoll spinnen könnt, dazu im Folgenden ein kleiner Einblick:

Warum Storytelling – und interessiert es meine Kunden überhaupt, was ich zu erzählen habe? 

Ja! Es interessiert vor allem die Kunden, die so ticken, wie Du! Denn während man im privaten Leben meist durch gemeinsame Interessen miteinander verbunden ist, so entstehen auch in geschäftlicher Belange Beziehungen, die durch Gemeinsamkeiten gestärkt werden. Und diese Gemeinsamkeiten gilt es zu kommunizieren. Am besten anhand einer Geschichte. Was Du dann genau erzählst, darüber solltest Du dir natürlich vorher ein paar Gedanken machen. Erst muss die Botschaft, die man transportieren möchte klar sein – anschließend kann sie in verschiedene Kanäle gesendet und, je nach Gewicht, durch budgetierte Facebook-Ads und Co. unterstützt werden.

In einer Zeit, in der wir alle regelrecht bombardiert werden mit Informationen, Nachrichten und Werbung ist es gar nicht mehr so leicht, die Menschen und potentiellen Kunden zu erreichen. Da ploppen ständig (Werbe-)Fenster auf und genervt klicken wir deren „Vorschlaghammer-Botschaft“ wieder weg, weil sie uns schlichtweg nicht interessiert, geschweige denn unterhält. Also können wir uns quasi automatisch die Frage stellen: Ist das, was wir erzählen relevant?

Eigentlich ist davon auszugehen, dass den Kunden erst einmal grundsätzlich gar nichts interessiert. Stimmt nicht? Doch. Denn wenn wir mal ehrlich sind, haben wir gelernt wegzuschauen. An Werbetafeln gehen wir achtlos vorbei. Längst haben wir uns daran gewöhnt, dass sie die optische Landschaft mit prägen. Im Internet ist es dasselbe. Und gerade im Social Media wollen wir nicht shoppen gehen, sondern uns vernetzen und dabei unterhalten werden. Oder nutzt Du etwa deinen Facebook-Account, um dir tolle neue Werbeanzeigen anzusehen? Wahrscheinlich eher nicht.

Hier kommt Storytelling ins Spiel

Storytelling verschafft Aufmerksamkeit. Es holt potentielle Kunden ab und führt sie letztendlich dorthin, wo Du sie haben willst. Bei deinem Produkt oder deiner Dienstleistung. Klingt manipulativ? Nunja, es ist ein Marketinginstrument. Aber du bietest dabei nicht nur dein Produkt, sondern auch einen unterhaltsamen Mehrwert an. Ist das nicht genau der Punkt, wo es spannend wird für alle Beteiligten? Stichwort Kommunikation. Wir kommunizieren mit Menschen, die Interesse an der Geschichte entwickeln – und sich am Ende vielleicht auch noch darauf einlassen, indem sie dein Angebot wahrnehmen. Tun sie es nicht, bleibt zumindest der Unterhaltungsfaktor im Kopf. Und wer weiß – vielleicht ist ebendiese Erinnerung später mal wieder von Nutzen für den Einzelnen?

Für gutes Storytelling gibt es viele Gründe. Ziel Nummer eins dabei ist es, die Beziehung und das Vertrauen vom Kunden langfristig aufzubauen – und zu halten. Mit Geschichten baust Du das wesentlich schneller auf. Natürlich sollten sie authentisch und ehrlich sein. Märchen haben zwar Unterhaltungspotential und eine gewisse Moral am Ende. Jedoch weiß jeder, dass man einem vergifteten Apfel fernbleiben sollte – und wenn er noch so schön saftig glänzt. Eine schöne Metapher für Fakenews, wenn ich so drüber nachdenke …

Für Authentizität sorgt man vor allem durch Transparenz und Persönliches. Menschlichkeit und Erfahrungsaustausch gewährt den Kunden einen Einblick in deine Schaffenswelt und zeigt ihnen, dass du wie sie bist. Auf einer Ebene.

Ein weiterer wichtiger Grund ist vor allem, dass wir uns Geschichten besser merken, als Fakten. Erinnerst Du Dich noch an deinen Geschichtsunterricht? Wie leicht fiel es Dir da, Jahreszahlen auswendig zu lernen? Oder umgekehrt: Wie leicht fiel es Dir, Dir einzelne Schicksale und Geschichten einzuprägen? Anne Frank. Jeder kennt ihre Geschichte. Jeder verknüpft damit ganz eigene Emotionen und Gedanken. Aber wann war das nochmal genau, als sie von den Nazis entdeckt wurde? Ob eine Geschichte nun auf Wahrheit basiert oder nicht, sie sollte auf jeden Fall Emotionen hervorrufen. Alles andere ist und bleibt sture Faktenaneinanderreihung.

Wie lautet also deine Geschichte? Hierfür solltest Du dir selbst ein paar Fragen beantworten können. Nämlich:

– Wer ist deine Zielgruppe?

– Wer ist die Hauptfigur in deiner Geschichte?

– In welchem Kontext macht meine Story eigentlich Sinn?

– Welches Ziel verfolge ich damit?

Kannst Du das beantworten, kann es eigentlich direkt schon losgehen. Das Schöne dabei: Storytelling bedarf keiner Mindestlänge oder eines besonderen Schreibtalents. Es ist viel mehr ein Gefühl, das Du vermittelst. Deine Werte, dein Humor, dein Charakter – dein Produkt. Und ein Gefühl kann man oft schon mit wenigen Bildern oder Sätzen auslösen (natürlich sollten es überwiegend positive Emotionen sein ;-))

Ein bisschen spielt dabei auch die Plattform, auf der Du Dich bewegst eine Rolle. Während Twitter von kurzen knackigen Statements lebt, kann in YouTube ein Film schonmal eine halbe Stunde dauern. (Psst: Wenn Du es schaffst, den Zuschauer eine halbe Stunde an den Bildschirm zu fesseln, ohne dass er Dich wegklickt, ruf mich an, dann bist Du mein neuer Storytelling-Meister =)) Überlege Dir, was deine Geschichte braucht. Bilder? Text? Oder vielleicht beides? Während Facebook einiges kombiniert, kommst Du auf Instagram mit Buchstaben nicht besonders weit. Und wer bewegt sich eigentlich auf den einzelnen Kanälen? Zu welcher Uhrzeit halten die Menschen sich dort auf? Hausfrauen, Jugendliche, Businessleute? So ziemlich alle Zielgruppen besitzen ein anderes Medien-Konsumverhalten. Überlege Dir also eine auf die Zielgruppe abgestimmte, dramaturgische Strategie, die am Ende eine Auflösung bietet. Auf Twitter finden sich zum Beispiel lustige Stories in kurzer prägnanter Form. Bäm! Voll ins Gesicht! Auf Instagram geht es da schonmal etwas subtiler und philosophischer zu. Der Betrachter halt Spielraum für Eigeninterpretation. Facebook und YouTube bieten dem Nutzer wiederum mehr Zeit für Spannungsaufbau und Leitfäden. Manchmal sogar über Tage und Wochen hinweg … bis man die Auflösung kaum mehr erwarten kann. Du siehst, es braucht klare Gedanken und Struktur.

Wie sieht so eine Struktur aus?

Wie wir es in der Schule mal gelernt haben: Einleitung, dramaturgischer Mittelteil mit Spannungsaufbau, Schluss mit Fazit. Yeah! Also erstmal die alten Schulhefte rausgekramt … falsch. Intuitiv machen wir dabei schon ziemlich viel richtig. Anhand der Reaktionen, die wir glücklicherweise sofort erhalten – oder eben nicht (Stichpunkt Interessantheitsgrad, siehe oben ;-)) – sehen wir sofort, ob wir auf dem richtigen Dampfer sind. Wenn nicht heißt es: Reflektieren, analysieren und beim nächsten Mal besser machen. Beachte also:

Wo steht dein potentieller Kunde gerade?

Welches Zielt verfolgt dein Kunde?

Wie kannst Du ihm helfen, sein Ziel schneller zu erreichen?

Denn weißt Du nicht, was deinen Kunden bewegt, wie willst du ihn dann auf deine Geschichte aufmerksam machen? Erstmal Ruhe bewahren. Geduld und Kontinuität sind hier gefragt. Wenn Du nur alle paar Wochen mal neues informatives „Futter“ lieferst, dann geht das ziemlich schnell unter im Sumpf der „Ahhs und Ohhs“. Oder erinnerst Du Dich noch daran, was dein Kumpel vor einer Woche in seiner Chronik gepostet hat? Schnell vergessen, oder? Posts mit Hilfe von Storytelling sollten also aufeinander aufbauen und kontinuierlich stattfinden. Der User muss sich auf Dich verlassen können. Nur so holst Du ihn auf deine Seite.

Du weißt immer noch nicht, was Du eigentlich erzählen sollst? Vielleicht helfen Dir diese paar Stichpunkte:

– Was passiert gerade im aktuellen Zeitgeschehen?

– Welche Trends zeichnen sich derzeit ab?

– Gibt es vielleicht eine politische Botschaft?

– Gibt es in der Entstehungsgeschichte deines Produkts eine amüsante Anekdote?

– Verbindest Du selbst mit deinem Produkt ein besonderes Erlebnis?

Da gibt es einiges zu erzählen. Eine meiner Lieblingskampagnen in Sachen Storytelling ist die von Sixt (Schau mal hier). Stets am gesellschaftlichen und politischen Zeitgeschehen dran, immer mit einer Prise Stichelei und Humor versehen – und dabei unheimlich ausgefuchst. Dem ein oder anderen mögen die frechen Slogans, Bilder und Denkanstöße vielleicht missfallen. Aber eben nur denen, die Sixt sowieso nicht als Kunde haben will. Wunsch ist Trumpf. Da wurde zuvor genau überlegt, wen man erreichen will. Und anschließend hat man kräftig gespielt und polarisiert. Hui!

Demnach: Seid frech und traut Euch raus aufs Spielfeld! Dabei natürlich fair bleiben, ist klar. Aber jedem gefallen wollen, niemandem auf die Füße treten? Damit hat man noch nie gewonnen. Außer vielleicht im Harmoniekreis für Senioren. Aber das ist eine andere Geschichte …

Veröffentlich am: 02.08.2018

Autorin: Nadine Zwingel – Unsere Expertin für Text.Idee.Konzeption