Diversität und Mitarbeiter
Hast du dich schon einmal gefragt, welchen Einfluss dein Unternehmen hat? Klar, aus wirtschaftlicher Sicht kannst du das an deinen Umsätzen und Verkäufen abmessen. Bestimmt haben deine Produkte oder deine Dienstleistung auch eine Auswirkung auf das Leben von Menschen. Aber was, wenn du mal über all die typischen Kennzahlen deines Unternehmens hinausdenkst? Was ist der gesellschaftliche Einfluss deiner Marke?
Schließe einfach kurz die Augen und mache in Gedanken einen Spaziergang durch deinen Ort, deine Stadt oder nur eine Fußgängerzone. Neben schlichten Gebäuden, Autos, Straßen und ein bisschen Natur sticht dir was am meisten ins Auge? Vermutlich Werbung und Markenkommunikation. Vielleicht nicht einmal direkt als solche erkenntlich. Aber Logos, Plakate, Videos, Verpackungen und so viele weitere Werbeformen sind uns täglich präsent. Wir sehen sie bewusst und unterbewusst überall um uns herum. All diese Kommunikationsmethoden senden uns stetig und unbewusst eine Botschaft: Sie zeichnen ein Bild unserer Gesellschaft. Bilder von glücklich lächelnden Frauen in den Fenstern von Kosmetikstudios. Starke Männer auf Plakaten über Wanderausstattung. Eine perfekte Familie mit Mutter, Vater und zwei Kindern am Frühstückstisch beim Genuss der Lieblings-Nuss-Nougat-Creme.
Scheinbar idyllische Eindrücke aus dem Alltag von Menschen, die aber ein großes Problem kreieren: Sie zeigen uns Tag für Tag ein heteronormatives, cisgeschlechtliches Bild unserer Gesellschaft. Natürlich gibt es inzwischen schon einige Marken, die mehr Diversität zeigen, aber vorallem im Mittelstand findet das Thema noch sehr wenig Beachtung.
Der Kampf um Akzeptanz
Laut der Wirtschaftswoche gingen Fachleute bereits 2018 davon aus, dass ein durchschnittlicher Konsument jeden Tag mit bis zu 13.000 Werbebotschaften konfrontiert wird. Natürlich ist der Fokus dieser Botschaften das Bilden einer Marke oder Verkaufen von Produkten. Selten geht es darum, auch ein gesellschaftliches Statement zu setzen. Vielleicht gerade deshalb sind sich wenige Werbetreibende der Verantwortung bewusst, die sie für die Zukunft unseres Gesellschaftsbildes tragen. Black Lives Matter, Christopher Street Day, #MeToo und unzählige kleinere Bewegungen kämpfen seit Jahren und teilweise sogar seit Jahrzehnten für die Gleichbehandlung aller Menschen unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht, Sexualität oder anderen Eigenschaften. Und auch wenn viele Kämpfe bereits gewonnen werden konnten, sind weiterhin die traditionellen Vorstellungen zu Themen wie Geschlechter oder Familienstrukturen tief in uns verankert. Und eben jenes traditionelle oder wohl eher veraltete Bild wird uns Tag für Tag bis zu 13.000-mal vor Augen geführt.
Ohne Vorurteile
Dabei geht es um viel mehr als nur die Außenwirkung eines Unternehmens und dessen Einfluss auf die Gesellschaft. Auch das eigene Team profitiert von mehr Diversität in der Kommunikation. Das geht von vielfältigeren Ideen und Ansätzen Probleme zu lösen bis hin zu mehr Chancen bei der Mitarbeitersuche. Diversität steigert den unternehmerischen Erfolg. Die Familienmetzgerei Hausner aus der Oberpfalz steht als „Metzgerei ohne Vorurteile“ seit Jahren für eine Gesellschaft ohne Schubladen. Sie heißt in ihrem Team jeden Menschen willkommen. Eine solche Einstellung ist heute Voraussetzung für das Anwerben junger Kräfte, für die dieses Thema eine große Rolle in ihrem Leben spielt. Für ein Unternehmen, wie die Metzgerei Hausner, das offen über seinen vorurteilsfreien Umgang mit Mitarbeitern und den Respekt vor individuellen Charakteren redet, eröffnen sich neue Potentiale jenseits der klassischen Stellenkampagnen.
Eigenes Kampagne mit einzigartigem Key-Visual
Darum hat sie beschlossen, ihre Werte auch klar an die Öffentlichkeit zu bringen. Mit einer Kampagne unter dem Motto „Metzgerei ohne Vorurteile“ zeigt sie potentiellen Mitarbeitern, dass Menschen (und auch Berufe) mehr sind, als nur die Vorurteile, die sie umgeben. Eine mutige Aktion, in der noch immer konservativen Oberpfalz, die mit starkem, positivem Feedback belohnt wurde.
Hierzu wurde als Key–Visual eigens eine zentrale Grafik entwickelt und von Hand gezeichnet. Das Bild (Hier im Haeder des Beitrages) findet sich auf der Website, Plakaten, LKW`s.
Die Zukunft formen
Was bedeutet das für die Zukunft der Unternehmenskommunikation? Lasst uns bei den Werbebotschaften, die wir formulieren, und bei den Bildern, die wir dafür verwenden, mehr von der uns bekannten gesellschaftlichen Norm lösen. Umso mehr Unternehmen ein gleichgeschlechtliches Paar ebenso abdrucken, wie ein gemischtgeschlechtliches oder umso öfter Transgendern und anderen Mitgliedern der LGBTQ+ Community eine Bühne geboten wird, öfter Make-up, Nagellack, Kleider, Hosen, High Heels als Mode für alle Geschlechter gezeigt werden, umso näher sind wir an einer gleichberechtigten Normalität. Gleiches gilt natürlich auch für Menschen verschiedener Herkunft und Hautfarbe und vielen anderen Eigenschaften. Natürlich ist es wichtig, dabei immer respektvoll mit der Kultur der Communitys umzugehen und sie nicht zur Provokation oder als Aufmerksamkeitsmagnet zu missbrauchen.
Wer diese Werte kommuniziert, muss sie auch leben. Sie sind kein reines Marketingwerkzeug, das neue Kunden oder Mitarbeiter erschließen kann. Es ist wichtig im Alltag öfter deutlich zu machen, dass unsere Welt mehr ist als nur cisgeschlechtliche, weiße Personen. Wir leben in einer Welt, die so bunt ist wie noch nie. Und wenn du dir vielleicht Sorgen machst, was deine Kunden davon halten könnten, dann solltest du dich erst einmal fragen, ob du überhaupt Kunden haben möchtest, die mit eben solchen Darstellungen ein Problem haben. Gemeinsam haben die kleinen und mittelgroßen Unternehmen dieser Welt eine gewaltige Reichweite. Wenn wir alle lernen unseren Betrieb etwas bunter zu gestalten und nach außen zu tragen, dass jeder Mensch auf dieser Welt den gleichen Wert hat, indem wir jedem eine Bühne und eine Chance bieten, dann muss in einigen Jahren niemand mehr Angst vor Diskriminierung haben und jeder kann sich frei entfalten.
Wenn wir es schaffen eine Welt zu formen, in der sich keiner mehr Sorgen machen muss, ob man „normal“ ist, dann erlauben wir jeder und jedem Einzelnen aufzublühen und das volle Potential auszuschöpfen. Also seid mutig, denn ihr habt es in der Hand, unsere Welt zu gestalten!