#FCK MHD

Spitzenköche kochen für achtsamen Umgang mit Lebensmitteln
Essen gehört auf den Teller, nicht in den Müll

40-50 Prozent aller Lebensmittel werden weggeworfen. 55 kg wirft jeder Deutsche im Jahr in den Müll. 

Das kann nicht so sein, das darf nicht so sein, das soll sich ändern!

Christian Mittermeier ist Metzger und Sternekoch. Er führt in Rothenburg das Gourmetrestaurant „Blaue Sau“. Lucki Maurer ist ebenfalls Spitzenkoch und dazu noch Wagyuzüchter. Bekannt ist er aus verschiedenen Kochsendungen wie z.B. „The Taste“. Er lebt das Prinzip „from nose to tail“, also den Grundsatz, dass von einem Tier alles für genussvollen Verzehr geeignet ist. Am 27. Februar kochten beide mit Lebensmitteln, die sonst oft im Müll landen oder „minderwertig“ verarbeitet würden, ein opulentes Gourmetmenü unter dem Motto: „TASTE NOT WASTE“. Wir waren dabei. Schließlich ist es unser Anliegen, gemeinsam mit unseren Kunden aus Metzgerei und Gastronomie den Lebensmitteln die Würde wieder zurückzugeben und den Wert wieder sichtbar und spürbar zu machen. 

Guerilla-Party mit acht Gängen

Aus Lebensmitteln, die andere wegwerfen oder einer minderwertigen Verarbeitung zuführen würden, zauberten beide mit ihrem Team Gaumenfreuden vom Allerfeinsten. Altes Brot, Fischabschnitte, die sonst keine Beachtung fänden, nicht der EU-Norm entsprechende Mohrrüben und Kartoffeln, Fleisch von der „alten Kuh“, Beifang von Süsswasserfischen, Gurkenbrühe und weniger attraktive Teile von Forelle oder Karpfen. Auf Filets und andere Premiumzutaten, wie man sie bei der Sternegastronomie erwartet, wurde komplett verzichtet. 

Zwei Gänge seien hier mal kurz beschrieben. Alle Einzelheiten der acht Gänge zu beschreiben würde den Rahmen sprengen. Aber glaubt uns, es war unglaublich. Die Bilder zu dem Beitrag sprechen für sich. 

Aus Labskaus wird Labs-CHAOS

Lucki ist ein Meister des Chaos, wie er selbst von sich sagt. Und so hat er aus dem alten Matrosengericht gleich zwei Gänge gezaubert. Klassisch besteht Labskaus aus Corned Beef, Matjes, Gurken und dann ein Spiegelei drüber. Er nimmt weniger edle Stücke von Forelle und Karpfen sowie den Beifang z.B. Rotaugen und andere Fische, die sonst entsorgt würden. Der Clou war dann am Ende eine Vinaigrette mit Gurkenwasser als Hauptbestandteil. 

Daraus zauberte er zwei Teller, die sowohl Augen begeisterten, als auch die Geschmacksnerven aufs Angenehmste kitzelten.

Die alte Kuh – heute mal „Pulled

Im Handel findet man heute meist Fleisch von Jungbullen und relativ jungen Färsen (Kühe, die noch nicht gekalbt haben). Das Fleisch alter Kühe, die 5-6 Jahre auf dem Buckel haben, wird nicht angeboten. Doch gerade das Fleisch dieser Tiere, hat ein unglaublich intensives und angenehmes Aroma. Als Steak – oder wie hier in der modernen „Pulled“-Variante. Dazu ein Kartoffelpüree aus Kartoffeln, die nicht den Modelmaßen entsprechen oder schon etwas älter sind. Wunderbar cremig, einfach genial. Das Fleisch ist angenehm fest im Biss und schmeckt unbeschreiblich gut. Im normalen Leben verschmäht, hier Haute Cuisine.

Unter den Gästen waren auch zahlreiche Fachleute wie Metzger und Gastronomen. Alle waren begeistert und so manch einem wie Jürgen Reck (Der Dorfmetzger aus Möhrendorf) ging das Notizpapier aus. Denn so viele Ideen wie hier alle mitnahmen, die passten – wie die Steuererklärung – auf keinen Bierdeckel. Aber auch wir „Normalverbraucher“ erkannten, dass wir mit Lebensmitteln noch viel achtsamer umgehen sollten. Bewusst einkaufen und bewusst genießen und dabei nichts wegwerfen! Lieber weniger kaufen, aber alles komplett „aufessen“. So wird vielleicht nicht immer mehr verkauft, aber immer mehr zu besseren Preisen. Das ist der Weg aus der schändlichen und tierverachtenden Massentierhaltung und anderen Sünden, die in der Lebensmittelindustrie und im Handel begangen werden.

Veranstaltungstipp:

#TASTE-NOT-WASTE läuft noch bis zum 10. März

Unter www.taste-not-waste.de gibt’s reichlich Infos. Gebucht werden können zwei sinnliche Stunden im Restaurant „Blaue Sau“ von Christian Mittermeier. Ab 18.00 Uhr, immer im 2-Stunden-Rhythmus.

Veröffentlicht:01.03.2019

Autor: Christian Böhm – Geschäftsführer von BÖHM.media GmbH und unser Experte für Inspiration.Kreation.Interaktion