Zwischen Aufbruch, Hoffen und Unsicherheit

SÜFFA 2024 – eine Branche vor dem nächsten Quantensprung?

Die SÜFFA in Stuttgart gilt als der Treffpunkt der Metzgerbranche. Natürlich sind wir dabei. Wir durften zum einen den Stand unseres langjährigen Kunden Ladenbau Hanke mitgestalten und zum anderen auch dort präsent sein. Danke, Thomas, das war wirklich großartig von dir. Wir beide sind ja auf das Metzgerhandwerk spezialisiert. Das passte perfekt.

1. Quo Vadis?

Wie haben wir die Stimmung auf der Messe wahrgenommen? Wohin geht die Reise? Was bewegt sich, und was sollte sich noch mehr bewegen?

Auf den Ständen wurde eine unglaubliche Vielfalt an Zukunftslösungen präsentiert. Jeder hatte etwas Tolles zu zeigen. Dabei waren:

– 24/7-Ladenlösungen wie der Smartstore24,
– innovative Kassen- und Zutrittssysteme wie Acker-Pay aus Österreich,
– neue SB-Verpackungen, um den Verkaufsprozess flüssiger und runder zu gestalten,
– Automatisierungslösungen, um mit weniger Personal produzieren und verpacken zu können,
– Komplettlösungen, die alle bestehenden und neuen Verkaufsformen vereinen.

Kurzum – im Fokus stand überall das Thema: Mit weniger Personal viel erreichen.

2. Neue Gesetze – Chancen und Risiken zugleich

Sehr spannend war auch den Vortrag der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall. Vorstand Christian Bühler und Projektmanager Samuel Rüger informierten über die Haltungskennzeichnungspflicht und deren Bedeutung für die Metzgereien. Fazit: Natürlich ist eine Haltungsform 3-4 wünschenswert und gut. Allerdings sollte man bedenken, dass auch die darunter liegenden Haltungsformen nicht zwingend „schlecht“ sind. Dennoch ist es den Menschen, die einkaufen, schwer bis gar nicht zu vermitteln.

Der LEH hat vorgelegt, und die Kunden haben oft nur im Kopf: Grün ist gut, alles andere ist schlecht.

Doch für die Landwirte ist die Umstellung oft nicht einfach. Es kostet viel, und dann kommt noch hinzu, dass die Behörden reichlich Steine bei der Genehmigung neuer Tierwohl-Ställe in den Weg legen. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.

3. Was ist die nächste große Chance?

Doch wohin geht es mit unseren Metzgereien? Ein Metzger sagte uns, dass er merkt, es bewegt sich etwas, aber er sieht noch nicht die Chance, die ihn so voranbringen könnte wie der BBQ- und Dry-Aged-Trend früherer Jahre.

Entscheidend ist aus unserer Sicht: Welche Rolle nehme ich als Metzger ein? Nahversorger wird schwierig, das können die LEH-Betriebe auf der grünen Wiese besser. Ein Weg ist, sich als Treffpunkt für wertvolle, abwechslungsreiche und vielseitige Ernährung zu positionieren und den Menschen den Alltag genussvoller zu machen.

4. Vom Metzger zum Glücklichmacher

Der Metzger war schon immer Vorreiter, z. B. mit Catering, Verkaufswagen und küchenfertigen Produkten. Früher gehörten Wirtshaus und Metzgerei zusammen – Gemeinschaft, Erlebnis, gutes Essen, Zusammenkommen. So könnte die Metzgerei weiter ein Ort sein, an dem man gerne einkauft und einkehrt.

Die Bäcker haben hier mächtig aufgeholt und können die wachsende Kundschaft, die keine tierischen Lebensmittel verzehren möchte, zusätzlich bedienen. Hier gilt es, die Kunden von morgen zu verstehen und ihre Bedürfnisse mit passenden Produkten und Verkaufskonzepten zu bedienen.

Der heutige „handwerkliche Metzger“ wird sich wandeln zum „regionalen Glücklichmacher, Genussbotschafter“. Metzger:innen decken jeden ernährungsbezogenen Kunden- und Gästebedarf authentisch ab. Neben Produkten aus der Bäcker- und Metzgerbranche wird sich ein völlig neues Feld auftun: die Gastronomisierung der Salat- und Gemüsebranche. Erste Ansätze sind bereits sichtbar: Smoothie-Bars, vegetarische Imbisse oder auch vegane Sortimente. Hier kann jeder seinen Weg und Schwerpunkt finden, der zu ihm passt.

Wer also weiterdenkt als bis zur übernächsten SÜFFA, beginnt mit der Gestaltung der Märkte von übermorgen. Wir sind gerne dabei.

5. Wo wir den eigentlichen Wandel und die größten Chancen sehen:

Raus aus dem reinen Produktions- und „Arbeitsdenken“ hin zu einem bewussten, erfüllten Unternehmertum. Sog und Flow statt Druck. Viele stecken noch in der Denkweise der alten Zeit fest: Wer viel arbeitet, erreicht viel. Es muss mehr verkauft werden. Die Haltung gegenüber bestehenden oder potenziellen Arbeitnehmer:innen ist oft negativ geprägt. Wer sich als Unternehmer:in darauf besinnt, warum man täglich aufsteht und zur Produktion und in den Verkauf geht, was einem wirklich Freude bereitet und was man nicht mehr tun möchte, beginnt den Wandel von innen.

Der Wandel geht immer von innen nach außen. Im Unternehmen beginnt er mit den Inhaber:innen. Wie fühle ich mich? Gut oder schlecht? Wie sehe ich die Menschen, die bei mir arbeiten – als eher träge oder als motiviert und leistungsbereit?

Doch wer nur im Hamsterrad ist, hat nicht die Zeit, sich hierüber Gedanken zu machen. Wer jedoch bewusster wird, wird seinen Sinn finden. Dann finden sich auch wieder Menschen, die genau von diesem tieferen Sinn des Unternehmens angezogen werden. Personal wächst nicht auf Bäumen, wie mir ein Metzger sagte. Doch es gibt sie, die Menschen, die eine Aufgabe, eine Mission suchen, mit der sie sich identifizieren können.

Kurzum – die SÜFFA hat uns gezeigt: Es ist vieles da, es gilt herauszufinden, was zu einem passt. Als Agentur für mutige Metzger:innen sind wir nicht darauf angewiesen, ein bestimmtes Produkt zu verkaufen. Wir können zuhören, kennen die vielen Möglichkeiten und finden so Optionen, die helfen, dem Metzger seine Träume, Wünsche und Ziele zu erreichen.