Die große Jammerei über den Mitarbeitermangel – Teil 2

Unser Teil 2 zum Thema „Mitarbeitermangel” – geschrieben für das Fachmagazin „FH Fleischer-Handwerk”

Wer nur jammert, wird ignoriert…

In Kooperation mit dem Fachmagazin „FH Fleischer-Handwerk”, unter der redaktionellen Leitung von Marco Theimer, verfassen wir regelmäßig Artikel zu verschiedenen Thematiken aus den Bereichen Marketing, Social Media und PR.

In der Ausgabe 6/2018 haben wir auf die vielen – auch negativen – Reaktionen zum Vorgängerartikel zum Thema Mitarbeiterführung reagiert. Einer der Vorreiter im Metzgerhandwerk ist hier die Metzgerei Meyer in Nürnberg! Und da diese bei uns direkt ums Eck liegt, haben wir Georg Meyer und seinem Team mal einen Besuch abgestattet, um zu zeigen, dass unsere Worte nicht nur in der Theorie funktionieren ;-). Dabei entstanden ist folgender Artikel:

… und wer wagt, gewinnt! Metzgerei Meyer aus Nürnberg macht es vor. 

„Anmaßend, überheblich, völlig daneben.“ – „Auf den Punkt. Genau darum geht’s. Ihr habt so recht.“ Die Meinungen zu unserem letzten Artikel gingen weit auseinander. Manch einer fühlte sich persönlich angegriffen. Andere wiederum wurden durch das provokative Augenzwinkern erst so richtig wach gerüttelt. Thema Mitarbeitermangel. Eine Diskussion, die natürlich keine neue ist – aber gut und gerne kontinuierlich bejammert wird. Deshalb finden wir es wichtig, an dieser Stelle mal die Menschen zu Wort kommen zu lassen, über die wir hier sprechen: 

die Mitarbeiter. 

Die Familienmetzgerei Meyer aus Nürnberg durfte dieses Jahr gleich fünf neue Auszubildende begrüßen. Der generelle Mitarbeiter- bzw. Fachkräftemangel war natürlich auch hier ein Thema. Doch mit Zeitgeist, modernisierten Arbeitsmitteln und Strukturen sowie der „gesunden Portion Selbstironie“, gelang es den Meyers ihren Engpass zu überwinden. Wir haben drei ihrer Mitarbeiter gefragt, was die ausschlaggebenden Punkte waren, warum sie sich die Metzgerei Meyer als Arbeitsplatz ausgesucht(!) haben.

Herlinde Gehling (56), Fleischereifachverkäuferin – seit 2013 bei der Metzgerei Meyer

„Ich bin seit 40 Jahren Fleischereifachverkäuferin – und das total gerne. Ein anderer Beruf wäre für mich nie infrage gekommen. Der Grund, warum ich mich nach vielen Jahren jedoch noch mal zu einem Metzgereiwechsel entschieden habe, war zum einen die Neugierde auf Veränderung, zum anderen aber auch, dass ich gemerkt habe: hier werde ich wahrgenommen. Als individueller Charakter, als wertvolle Mitarbeiterin und als jemand, dessen Meinung ebenso wichtig ist, wie die der „Chefetage“. Ich darf mich einbringen, Impulse und Ideen werden demokratisch besprochen und das Tollste ist es dann, wenn sie auch noch umgesetzt werden. Es wurden Freiräume geschaffen, die nicht in jeder Metzgerei an der Tagesordnung sind. Montag ab 14 Uhr Feierabend haben zum Beispiel. Überstunden, Doppelschichten (kennt man ja vor allem aus den Discountermetzgereien), sowas gibt es hier nicht. Wenn wir mehr Zeit miteinander verbringen „sollen“, lädt der Chef stattdessen einfach mal zum Essen ein. Hier arbeiten alle verzahnt miteinander statt gegeneinander. Da wenn mal ein Kind krank wird, springen wir freiwillig für die Kollegin ein. Zusammenhalt und Loyalität sind eben genau durch diese Freiheiten und das Vertrauen in uns erst gewachsen! Das kann man nicht von Anfang an erwarten. Und schon gar nicht, wenn man nur zum stupiden Abverkauf eingesetzt wird. Bei Meyers sind die Wege kurz und auf jede Frage bekommt man direkt eine Antwort. Da muss ich nicht erst mal vorsichtig um ein Gespräch bitten. Alles findet unter einem Dach statt – und auf Augenhöhe. Klar gibt es auch mal Reibereien. Aber das ist ja in jeder Familie so. Und nichts anderes ist das hier. Eine Familie.“

Ricky Brandscher (17), Metzgerlehrling – seit 2018 bei der Metzgerei Meyer

„Eigentlich wollte ich Koch werden. Aber da hab ich schnell gemerkt, dass ich da dann gar keine Freizeit mehr hätte. Und als Metzger kann ich das nämlich auch machen: kochen! Das wissen nur eben viele nicht, weil immer alle glauben, hier gäbe es nur Blut und Gemetzel. Dabei ist das gar nicht mehr so wie früher. Alles ist so modern und neu. Auf die Meyers bin ich über meine Berufsberaterin gestoßen. Die hat mir eine Anzeige von denen gezeigt. Fand ich gleich cool und hab dann beim Georg, dem Juniorchef probe gearbeitet. Mir gefällt alles hier und ich will auf jeden Fall auch nach meiner Ausbildung hier bleiben. Meine ehemaligen Mitschüler haben immer noch ein völlig falsches Bild von dem Beruf. Vor allem natürlich die Mädchen. Das liegt aber auch daran, dass da keiner richtig drüber aufklärt. Der Georg besucht bald sogar Schulen und spricht mit den Schülern. Das sollte man viel mehr machen. Mit uns, statt immer nur über uns zu sprechen.“

Felix Meyer (25), Metzgerlehrling – seit 2018 bei der Metzgerei Meyer 

„Ne, der gleiche Nachname war nicht der Grund, warum ich zu den Meyers gegangen bin (lacht). Ich hab eigentlich Innenarchitektur studiert und in dem Beruf sogar ne Zeit lang gearbeitet. Aber das ständige Bildschirmgestarre war einfach nichts für mich. Mir hat die Zeit in der Studienwerkstatt damals schon immer am meisten Spaß gemacht. Bin eher ein Handwerkstyp. Und weil ich den Geruch von Opas Wurstküche in guter Erinnerung hab, haben mich die schönen Kindheitserinnerungen wohl irgendwie getriggert und beeinflusst bei meiner Entscheidung für einen Neuanfang. Als ich im April nach Nürnberg gezogen bin, dacht ich erst, es ist zu spät, noch eine Ausbildungsstelle als Metzger zu finden. Die Metzgerei Meyer ist ziemlich breit aufgestellt, was ihr Marketing betrifft. Die konnte ich quasi gar nicht übersehen. Facebook, Instagram, Printmedien. Überall sind sie vertreten und kommen dabei echt modern rüber. Auch die Website ist – und sorry, dass ich das jetzt sage – im Vergleich zu anderen Metzgerseiten, mal keine Vollkatastrophe. Als ich dann zum probe arbeiten hin bin, waren wir sofort per Du, der Georg und ich. Wir sind ja auch fast gleich alt. Aber er geht mit allen so um. Auf Augenhöhe, ehrlich und direkt. Sowas schätze ich sehr. Die Arbeitszeiten sind auch ok. Meistens fangen wir um 5:30 Uhr an. Und wenn wir frühzeitig fertig werden, dann dürfen wir Feierabend machen, statt Zeit abzusitzen. Das gibt’s nicht überall, schon gar nicht im Schichtsystem. Hier ist einfach alles authentisch, menschlich und man hängt nicht in den 50ern fest. Gelacht wird auch viel. Ich bin echt froh, hier zu sein.“ 

Derzeit findet bei der Metzgerei Meyer ein Generationenwechsel statt und vieles befindet sich im Umbruch. Trotz der damit einhergehenden Schwierigkeiten konnte die Familie neue Mitarbeiter hinzugewinnen. Bzw. gerade deshalb. Zum Schluss der aufschlussreichen Gespräche verriet uns Gabi Meyer nämlich noch lachend: „Dass wir so viele tolle Mitarbeiter haben, daran ist maßgeblich unser Sohn Georg Schuld. Der weiß einfach, was heutzutage gefragt ist.“ 

Veröffentlicht: 14.12.2018

Autorin: Nadine Zwingel – unsere Expertin für Text.Idee.Konzeption